#frfr … eine (weitere) Online-Rezension

Es hat mir ja so viel Freude gemacht, dass ich einen Gastbeitrag für Literarisch schreiben durfte. Und obwohl der Beitrag dort viel schöner aussieht, gibt’s den Text auch nochmals hier, auf der Lernspielwiese:

Ja. Ich bin wieder frei. Frei von Franzens Freiheit, denn … nicht ich habe es gelesen, sondern es hat mich - vielmehr verschlungen als - gelesen.

Wobei ich hier gleich klarstellen muss, dass es dieser unvergleichliche Wälzer bei mir unleich leichter zu haben scheint, als bei anderen Leserinnen und Lesern, da ich von den Korrekturen unbelastete war und bin. Zudem war das - im Vergleich dazu - Bändchen, das ich zuvor in den Fingern hatte, lediglich die - auch wieder im Vergleich - Schmonzette Eat Pray Love. Obwohl Gilbert (Eat Pray Love) und Franzen bei der jeweiligen darunterliegenden Thematik in die gleiche Kerbe schlagen, handelt es sich für mich nur bei Zweiterem um große Literatur.

Aber um was geht es inhaltlich-konkret?
Im Grunde liest man mit Franzen eine Familiengeschichte. Zur Familie gehören eine nach außen aktive, nach innen depressive, sportliche, aber zeitweise dem Alkohol zugeneigte Mutter Patty und deren Gut-/ (und Wut-)Gatte (den Hinweis versteht man erst nach dem Lesen ;) ) Walter. Dazu gehören die Kinder, die jeweiligen Eltern und Geschwister von Patty und Walter, ein Jugendfreund und die spätere Arbeitskollegin und (wahrscheinlich lediglich aufgrund ihres Todes) zeitlich befristete und exotisch schlichte Geliebte.
Das Aufschlussreiche (m.E.) daran: Die Perspektiven, aus denen berichtet wird, wechseln. Oftmals werden gleiche Begebenheiten nochmals aus einem anderen Blickwinkel wiedergegeben, von denen die Leserin zwar weiß, dass sie sie schon kennt, aber auf so andersartige - weil von einem anderen Individuum heraus - interpretiert,… dass man sich just unsanft ins eigene Paralleluniversum befördert fühlt, mit der einen oder anderen verstörenden Erkenntnis und Ahnung im Handgepäck, die einen das Buch gelegentlich für ganz eigene Gedanken beiseite legen lässt.

Ich bin überzeugt, jede Leserin/ jeder Leser mag seine eigenen Schlussfolgerungen aus dem Verlauf der Handlung ziehen und finden. Meine eigenen - unter größtem Vergnügen - gewonnenen Erkenntnisse sind folgende Drei.

Eins. Jeder sieht’s auf seine Art, und die ist, auch wenn offensichtlich, nicht umfassend sichtbar.
Zwei. Manchmal lassen sich Zustände nur dadurch ändern, indem man sie erträgt.
Drei. Reife braucht Zeit. Manchmal länger als ein Leben.

Wer sich selbst an den Berglunds (so heisst die “Kern-”Familie) abarbeiten will (die deutsche Ausgabe umfasst immerhin schlappe 731 Seiten, es handelt sich also schon um eine gewisse Lese-Arbeit), dem sei sie von mir aus ganzem Herzen empfohlen, die FREIHEIT von Franzen.

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