Wie wir uns unsern Bildungsraum (auf- und aus-)bauen.

Der Begriff des Raumes, insbesondere des Lern- und Bildungsraumes beschäftigt mich schon seit einiger Zeit. Deshalb habe ich bei Kant nachgelesen. Kant hat (auch) darüber nämlich mal was geschrieben.

Was Kant über Raum sagt (und die Zeit)

„Kant spricht von dem doppelten Erkenntnisvermögen des Menschen, wir drücken es so aus: jede Erkenntnis hat zwei Standbeine.“ (Ludwig, 2009, 58) Und diese sind Sinnlichkeit und Verstand. Wir konzentrieren uns jetzt auf ersteres, die Sinnlichkeit. Und Kant unterscheidet jetzt zwei reine Formen sinnlicher Anschauung als Prinzipien unserer Erkenntnis, und das sind der Raum (äußerer Sinn) und die Zeit (innerer Sinn). (vgl. ebd., 61)

Raum und Zeit sind lt. Kant Prämissen, also VORaussetzung. Ohne unsere Verortung in Raum und Zeit, keine Erkenntnis(möglichkeit).

Mir gefällt das Konzept von Kant in dieser Hinsicht. So ich es hinlänglich verstanden habe. Was man ja, ohne Gegencheck mit anderen, die Kant gelesen, schlecht wissen kann. Und mir gefällt die Idee der Verortung. Selbstverortung gleichsam als Prämisse (auch) von Lernen.

Raum also gerade nicht (mehr) als realer Raum vs. virtuellem.

Real vs. virtuell war mal

So hat Jana (Hochberg) bereits 2007 in ihrer Veröffentlichung zum Verhältnis der Wirklichkeitsbereiche online und offline beim Nachgehen der Frage was virtuell, was Realität, konstatiert, dass und wie sich das Begriffspaar von Realität und Virtualität mit Nutzung des Internets wandelt. Dass einstmals abgrenzbare Bereiche ihrer Grenzen beraubt werden und diese ineinander flössen.

Wenn dem aber so war, wie verorten wir uns dann - jetzt und heute? Wie verorten wir uns gleichsam quer zum Virtuellen, schräg zum Realen? Im Folgenden einige Ideen.

Verortung in Bezug auf!

RAUM

  • Nähe und Distanz zu Menschen
    Nähe und Distanz, im Eigentlichen räumliche Abstände, lassen sich auch „psychisch“ (hier habe ich noch nicht das richtige Wort) interpretieren. Wie die Herstellung von Nähe im (jetzt nutze ich es doch auch und wieder) Virtuellen geschehen kann, hier in der Form von Intimität, hat Kai Dörge hier beschrieben.
  • Nähe und Distanz zu Communities
    In welchem Kreise fühle ich mich (mehr) zuhause? Auch zuhause? Wenn ich auf der GMW-Jahrestagung bin? Oder auf dem Corporate Learning Camp? Unter Wikipedianern? Oder an meiner Hochschule? Hat ja alles irgenwie mit lernen zu tun. Dennoch.
  • Nähe und Distanz zu Themen
    Auch hier wieder wie oben. Bleiben wir bei den Lernthemen. Was daran fixt mich aber an? OER? MOOCs? Wenn ja, welche? Inverted Classroom? LMS wie MOODLE?
  • Formate als räumliche Formate?
    Bildungsäppler? EdChatDe? EduCamp oder sonstige BarCamps? MOOCs?

ZEIT

  • Einstiegszeit
    Da gibt es jene, die DOS noch mit Vornamen kennen. Dann die, die dann dazu stießen, als Wikipedia sich erstmals verbreitete, jene, die mit Facebook das Licht der Social Media erblickten, oder solche wie ich, die zu Frühzeiten von Twitter bewusst ins aktive Posten kamen.
    Meine These. Der zufällige Einstiegs-Zeitpunkt ins Social Web prägt die Sichtweise aufs selbige.
  • Nutzungsdauer
    Und hier meine ich pro Tag.
  • Synchronzeit vs. Konserve
    Ein Zeitfaktor, für den ich noch nicht einen schlagkräftigen Begriff gefunden. Welche „Events“ schaue ich mir als Live-Stream, zusammen mit anderen an? Welche langen mir auf Konserve? Und welche Konserven lasse ich Konserve sein?

Wie ihr merkt, noch nicht ganz durchdacht, noch nicht zu Ende gedacht. Lediglich Gedanken gesammelt und aneinandergereiht. Hinweise und Gedanken eurerseits dazu - wie im Übrigen immer - auf allen Wegen willkommen!

Jetzt aber erst einmal ein schönes Wochenende wünscht

Monika

 

Quellenangaben

  • Dröge, Kai (2001). Zur Entstehung von Intimität im Internet. Eine wissenssoziologische Untersuchung am Beispiel Online Dating. (Erw. Fassung eines Vortrags auf der Tagung der Sektion Wissenssoziologie der DGS, März 2011, Freiburg i. Br.). IfS Working Paper #2. Online abrufbar.
  • Hochberg, Jana (2007). Das Verhältnis der Wirklichkeitsbereiche: Online - Offline: Was ist virtuell, was ist Realität. VDM Verlag Dr. Müller.
  • Ludwig, Ralf (2009). Kant für Anfänger. Die Kritik der reinen Vernunft. Eine Leseeinführung. München: dtv.

1 Comment

Filed under Begriffe, E-Learning, Forschung, Lernen 2.0

One Response to Wie wir uns unsern Bildungsraum (auf- und aus-)bauen.

  1. Pingback: geekchicks.de » geekchicks am 05.10.2013 - wir aggregieren die weibliche seite der blogosphäre

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *