Bildquelle. Auf meinen Wochenbeitrag zur ersten Woche von #fkmedien hin hat Thorsten da kommentiert, und zwar folgendermaßen.
„Was Nobert Bolz partout nicht versteht ist die Auswirkung der unterschiedlichen Verwendungkontexte des Begriffs “Freundschaft”. Keine Menschenseele würde allen Ernstes jede*n seiner Facebook-Freund*Innen auch im real life anderen Menschen mit Zuhilfenahme des Begriffs “Freund” vorstellen.“
Das hat mich (ja erst) auf die Idee gebracht, dass es in der Tat sein kann, dass derjenige, der nicht aktiv auf Facebook & Co. agiert unter Freund eben das versteht, was er immer unter Freund verstanden hat. Dass also der geänderte Kontext, da kein Kontext in dem jener zugange, als nicht vorhanden wahrgenommen.
Ein Versuch einer Explizitmachung
Deshalb versuchsweise eine Beschreibung, was eine Freundschaft/Verknüpfung/Verbandelung auf den verschiedenen Plattformen für mich bedeuten (kann). Beziehungsarten im Internet. Was - nach nochmaligem Korrekturlesen - sich als gar nicht so einfach beschreibbar herausstellt.
Freunde auf Facebook
Auf Facebook mache ich nicht viel. Neuigkeiten (wie meine Blog-Beiträge) werfe ich - im Vergleich zu meiner Gewohnheit auf Twitter - lediglich willkürlich hinein. Gelegentliches und zufälliges Lesen.
Mit den Freundschaften ist’s ähnlich (zufällig und willkürlich). Grundsätzlich wird gar jeder akzeptiert, es sei denn er wirkt wie ein Fake-Account, … oder irgendwie jemand, der sich mit seiner Anfrage irgendwie vertan haben könnte.
Also alles ganz easy. Alles ganz locker. Gefallen mir die Postings nicht, kann ich sie ja immer noch wegblenden bzw. zur Not denjenigen wieder „entfrienden“. Dies aber nur, da - wie vielleicht schon durchgekommen - Facebook nicht mein Ort der Wahl ist, mich gerne und viel aufzuhalten.
Und genau so sehe ich meine Freundschaften da. Relativ. Und relativ unverbindlich.
Ergo: „Friends“ sind (relativ) unverbindlich.
Follower und Followees auf Twitter
Bei Twitter sind die Verhältnisse klarer. Jetzt wo ich es mir so überlege, ist das wahrscheinlich der den Begriff „Freundschaft“ im ursprünglichen Sinne verwässernde Aspekt, als auf Facebook beide Seiten ein „Ja, ich will“ äußern müssen, um eine Verbindung einzugehen, und das will man(ch einer) eben nicht in der Anzahl. Also definiert man schon von daher automatisch den Begriff um, … sonst hätte ja jeder nur um die 5 Kontakte auf Facebook. Und das Prinzip Facebook funktionierte nicht.
Aber Facebook war ja eigentlich schon weiter oben abgefrühstückt. Wieder zu Twitter. Bei Twitter sind die Verhältnisse m.E. - wie bereits angemerkt - klarer. Ich folge einem „Account“, werde zum Follower, weil mich das in 140 Zeichen geäußerte/verbreitete eben interessiert. Da sind es gar nicht so die Menschen, die Twittern, diese nur insofern, als die Persönlichkeit in Art der Formulierung und Auswahl der weiterverbreiteten Quellen und Informationen prägend ist. Aber ich würde jemandem auf Twitter jetzt nicht eben nur folgen, weil er mein (realo) Freund ist.
Und genau die gleiche Freiheit gesteht die passionierte Twittererin ihren Followern zu. Folgt man sich gegenseitig, so also insbesondere deshalb, weil man sich gedanklich mit dem gleichen Themenfeld beschäftigt (und sich einigermaßen leiden mag).
Ergo: „Friends“ sind Mischungen aus Inhalt und Persönlichkeit.
Ein Kontakt auf XING
Ja. XING. Macht XING neben Facebook noch Sinn? Verknüpfe ich mich da - nicht als Freund aber in Form eines Kontaktes - ähnlich wie bei Facebook (also beide müssen zustimmen) - nicht eh‘ mit denselben Personen? Nur dass sie vom Betreiber dort Freund, hier Kontakt genannt werden? Handelt es sich also nicht um das Gleiche in grün? Nicht ganz. Und zwar aus zweierlei Gründen.
Erstens.
Die Dar- und Klarstellung in beruflicher Hinsicht (also ein Teilaspekt meiner Person) ist hier etwas in den Vordergrund gerückt. Will heißen, kennt mich z.B. jemand aus dem sonstigen Social Web, bekommt derjenige schnell den Eindruck, dass Lernen und alles was damit zusammen hängt irgendwie meine Leidenschaft ist. (Was ja stimmt). Tendenziell offen und in Öffentlichkeit. Tendenziell unter Verwendung kontemporärer Lehr-Lern-Formate (wie z.B. MOOCs). Schaut man jedoch dahin, was ich genau mache, arbeite ich eher im konservativen Bildungsbereich. Über XING verorte ich mich also im beruflichen Sinne… aber…
Zweitens.
Man kann sich kontaktemäßig schon dahin orientieren, wo man als nächsten Schritt hinwill. Entweder in einen ähnlichen/nahe liegenden Bereich, eine nächste Karrierestufe etc. Dass es dabei zu plumpesten Anfrage-Versuchen kommt und man via XING breit Veranstaltungs-Einladungs-bespammt wird, stehe auf einem anderen Blatt. Sollte aber als Vorwarnung erwähnt werden.
Ergo: No „Friends“ but Business.
Ein Kontakt auf Linked.in
Ist ganz ähnlich einem auf XING. Nur, dass dieser in der Regel internationaler … und die Plattform moderner wirkt. Zweiter Unterschied jedoch nur rudimentär. In den Gruppenforen scheint mehr die Post abzugehen, als in jenen auf XING. Aber hier kann ich mich täuschen und das weiß ich auch eigentlich nur vom Hörensagen. Denn das kann ich euch sagen: Ein Forentyp bin ich eher nicht.
Ergo: No „Friends“ but International Business.
In meinen Kreisen auf Google+ und ich in den Kreisen von anderen
Anfangs habe ich alle bekannten Gesichter des Web - und die sind alle auf G+ draufgesprungen - irgendwie eingekreist. Nachdem alle eingekreist waren, war die Sache für mich erledigt. Hin und wieder werde ich noch eingekreist, allerdings weiß ich nicht, woher das Bedürfnis kommen mag, denn so gar viel poste ich auf G+ eher nicht. Eher ist es ein Anhängsel, wie ich Facebook als solches betrachte.
Mit zweierlei kleinen Vorteilen. Was ich dort poste - so mein Gefühl - wird schneller durch Google gefunden/indiziert. Was ist dort lese, ist thematisch fokussierter als auf Facebook und elaborierter als auf Twitter. Was Twitter jedoch nicht meine Nr. 1 streitig machen kann.
G+-Beziehungen würde ich also zusammenfassend sagen habe ich keine, außer thematisch vermittelte.
Ergo: Kontakt (fast) gleich Inhalt.
Freunde in diversen mixxt-Communities
Das sind im Grunde diejenigen Personen, die zufällig an der gleichen Veranstaltung interessiert sind bzw. zufällig zeitgleich mit mir zu einer solchen gehen UND die ich vorher schon einmal auf einer ähnlichen Veranstaltung in real getroffen habe. Sehr nervig, dass bei jeder neuen (Veranstaltungs-)Community wieder alle alten Freunde angefragt bzw. dem Kontakt mit diesen zugestimmt werden muss. Deshalb macht man das nicht mehr richtig flächendeckend, sondern vielmehr nur nach dem Zufallsprinzip, wenn man sich gerade auf der Plattform aufhält und ein bekanntes Gesicht sieht, über das man sich freut auch hier zu sein.
Ergo: „Freund“ bedeutet Freund der gleichen Veranstaltung.
Noch was vergessen? Anderer Meinung?
Ihr wißt ja, dafür ist die Kommentarfunktion da. Es ist gespannt auf Input/abweichende Meinung,
die m
schöner Beitrag, danke
Ich danke ebenso für den persönlichen Einblick und daraus gezogenen Schlüsse für den Begriff Freund/Freundschaft! Jedoch glaube ich, dass man nicht so weit gehen kann, dies replik auf alle anderen Nutzer auszudehnen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich teile einige ihrer Praktiken. In Rückgriff auf ebenso eigene Erfahrungen mit anderen Personen muss ich da aber hinzufügen, dass es die Problematik, die Hr. Bolz hier thematisiert, so tatsächlich gibt. Freunde auf Facebook, twitter und Co. greifen zum einen auf oder in den „alten“ Begriff von „Freund“ zurück/ein und/oder erweitern diesen. Zumal, gibt es einen dezidiert einheitlich verstandenen und geteilten Begriff von „Freund“. Ich meine, sind wir uns alle sicher auch vom selben Begriff zu reden? Ich denke, hier liegt die Ursache für ihr persönlich geäußertes Mißverständnis gegenüber der Position von Hr. Bolz. Ich finde mich aber in beiden Positionen wieder. Und in meiner Eigenen. Und daher dass ganze „Problem“ relativ.
Da juckt es einen doch just in den Fingern, eine empirische Untersuchung dazu anzuleiern. Was wäre die geeignete leitende Forschungsfrage? Das geeignete Untersuchungsdesign?
suuper Idee. eine Leitfrage könnte sein, „Verändert sich das Verhältnis innerhalb von Freundschaften und Art und Inhalt der Kommunikation“. Oder verändern sich gar Freundeskreise??
Gestern im ORF in der Reportage wurde am Rande sowas erwähnt. „Wer nicht auf FB ist, wird nicht eingeladen…“
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Ich habe den Beitrag schon eine Weile in meinem/r Pocket, weil ich schon das Gefühl hatte, dass für mich „Freunde“ schon noch was anderes sind, als Kollegen oder „Community“. Ich wusste aber nicht sorecht, wie man es beschreiben sollte. Das Problem liegt vor allem daran, dass nicht etwa die Freundschaften aufgeweicht wären, sondern weil einige der anderen Kontakte scheinbar persönlicher geworden sind. Ich kann mich in der richtigen Community nach 30min wohl fühlen (so ging es mir neulich beim #FIfF), aber Freunde sind das deswegen noch nicht. Was macht also Freunde aus…
Ich denke, der Hauptpunkt ist: Freunde umfassen mehr als einen Lebensaspekt, wie Arbeit oder ein spezielles Hobby, sondern sie kennen mehrere dieser Facetten von mir und ich von ihnen. Ich frage, wie es ihren Eltern geht und sie mich, was mein Bruder macht, danach reden wir über Weihnachtsgeschenkideen und über die letzten Probleme auf Arbeit. Wir wissen, was sensible Themen sind und wir können uns wunderbar gegenseitig ärgern. Bei Freunden habe ich ein „man müsste mal wieder quatschen“-schlechtes-Gewissen, weiß aber auch, dass sie nicht böse sind (zumal Kommunikation in beide Richtungen funktioniert und man weiß, dass der andere es nicht böse meint und wahrscheinlich auch viel zu tun halt).
Nun bin ich kein Kommunikationswissenschaftler oder Psychologe, aber das ganze hat bestimmt etwas mit Nähe, Distanz oder so etwas zu tun. Vertraue ich dem anderen oder nicht? Und sicher etwas mit Gleichgewicht: Ein Freund ist niemand, der mich ausfragt und von dem ich eigentlich nichts weiß.
Das heißt nicht, dass ich mit anderen Menschen weniger oder mehr oder themenspezifischer oder online oder offline oder gar weniger ehrlich kommuniziere. Und die Grenzen sind auch durchaus fließend. Freunde fragen nicht „Wie geht es Dir“, sondern „Was macht…“
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