Gastbeitrag auf der Lernspielwiese, der erste!
Ich freue mich sehr. Über (m)einen ersten Gastbeitrag. Vom Stefan Hoffmeister.
Stefan Hoffmeister ist Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen (IHK) und absolviert derzeit eine Ausbildung zum Social Media Manager. Im Social Web ist er unter seinem Pseudonym “Geistreich78” anzutreffen. Er unterhält mehrere Blogs zu den Themen Social Media, eCommerce und Domain Business. 2009 hat er das Internet Sanitätshaus “justlife24.com” - mit Multichannel eCommerce Strategie, gegründet.
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Begriffsdefinition Didaktik
Der Begriff der Didaktik wird grundsätzlich nur für das schulische Lernen verwendet. Da es in der Erwachsenenbildung nicht nur um reine Wissensvermittlung gehen darf, wird hier der Begriff didaktisches Handeln benutzt. Die Didaktik ist ein Überbegriff der Unterrichtslehre oder die Theorie vom Unterricht. In der Fachliteratur findet man fünf Gegenstandsfelder der Didaktik:
• Die Wissenschaft vom Lehren und Lernen
• Die Theorie oder Wissenschaft vom Unterricht
• Die Theorie der Bildungsinhalte
• Die Anwendung psychologischer Lehr- und Lerntheorien
Hans-Dietrich Raapke ist ein emeritierter Professor für Pädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Oldenburg. In Oldenburg arbeitete er im Institut für Pädagogik und hier bei der Arbeitsstätte Montessori Pädagogik.
Er definiert den Begriff Didaktik folgendermaßen:
Ziele, Inhalte und Methoden des Lehrens und Lernens sowie deren Bedingungen und die Evaluation.
Der 1939 in Iserlohn geborene Erziehungswissenschaftler Horst Siebert, 30 Jahre lang Professor an der Leibniz Universität in Hannover, hat eine eigene Definition:
Didaktik ist prinzipiell die Vermittlung zwischen der Sachlogik des Inhalts und der Psychologie des Lernenden. Zur Sachlogik gehört eine Kenntnis der Strukturen und Zusammenhänge der Thematik, zur Psychologie die Berücksichtigung der Lernstrukturen und die Motivationsstruktur der Adressaten.
So gehören zur Didaktik die Ziele und Inhalte der Unterrichtseinheit, die Frage nach dem Wie, also der Methodik. Diese sind im Vorhinein planbar und fallen somit unter den Begriff der Organisation. Der Lehrende sollte ein umfassendes Wissen in der jeweiligen Thematik besitzen, Kommunikations- und Moderationstechniken beherrschen und über ein strukturiertes Denken, wenn es um die Unterrichtsgestaltung geht, verfügen. Diese Faktoren sind kalkulierbar. Doch weitere Einflussfaktoren, wie die Persönlichkeiten der Teilnehmer, Motivation und Gruppendynamik, beeinflussen die Ergebnisse eines erfolgreichen Unterricht ebenso. Hier ist die soziale Kompetenz des Referenten gefragt. Dazu gehört Empathie zu zeigen und zu motivieren, mit Konflikten konstruktiv umgehen zu können, Entscheidungen fällen zu können, Rollen zu erkennen und einzuschätzen, Stärken und Schwächen des Anderen zu erkennen, ausgleichend und engagiert zu handeln. Aber auch die anschließende Selbstreflexion und die Gesamtevaluation gehören zur Didaktik. Die Lernergebnisse der Teilnehmer müssen schlussendlich messbar sein.
Vorbereitung und Planung Voraussetzung für späteren Lernerfolg
Die Vorbereitung und die Planung eines Seminars und/oder des Unterrichts nehmen sehr viel Zeit in Anspruch. Doch ist diese Vorbereitungsphase unabdingbar. Ziele, Methoden, Materialien müssen vorbereitet sein, an alle Unvorhersehbarkeit gedacht und die eigene körperliche und geistige Verfassung trainiert werden. Oben genannter Siebert drückt das in den drei Dimensionen des didaktischen Planens aus.
Als erstes steht die vorbereitende Planung. Diese umfasst die Auswahl der Lernziele, Inhalte, Materialien und der Methoden. Als zweites die Überlegung möglicher Alternativen und Varianten. Dies ist nötig, da die Vorkenntnisse, Lernstile, Verwendungssituation, Heterogenität der Gruppe nicht vorhersehbar sind. Und drittens eine mentale Einstellung der Lehrenden auf Überraschungen. Während des Ablaufs eines Seminars und/oder des Unterrichts können immer unerwartete Situationen auftreten: unbequeme Zwischenfragen, Teilnehmervorschläge, zwischenmenschliche Konflikte unter den Teilnehmern oder der Ausfall von technischen Geräten.
Spannungsfeld von Zielgruppen- und Teilnehmerorientierung
Geht es um Didaktik, speziell in der Erwachsenenbildung, spricht man oft von der Zielgruppen Orientierung und der Teilnehmer Orientierung. Sie stehen in einem Spannungsfeld zueinander. In der Vorbereitung sieht man die Zielgruppe und die Inhalte die man vermitteln möchte. Während des Seminars und/oder im Unterricht nimmt man aber den einzelnen Teilnehmer und dessen Bedürfnisse war. Die Teilnehmerorientierung soll nicht lediglich neues Wissen vermitteln, sondern die Erfahrungen, Einstellungen, Emotionen, Betroffenheit, Werthaltungen, Deutungsmuster, Lern Erfahrungen sowie die spezifischen Ausgangslagen der Teilnehmerinnen in den Bildungs Prozess einbinden.
Diese Vorgehensweise empfiehlt Dr. Tilly Miller, Referentin an der katholischen Stiftungs Fachhochschule in München. Sie schrieb in ihrem Buch „Grundlagen der Weiterbildung, Sozialarbeitsorientierte Erwachsenenbildung“, über insgesamt 13 Praxisbeispiele, die deutlich machen, wie in der Sozialarbeit erwachsenenbildnerisch gearbeitet werden kann.
Wenn die Teilnehmerinnen diejenigen sind, die nach ihren eigenen Logiken lernen und bestimmen, ob und was sie wie lernen, dann liegt es nahe, ein Seminar teilnehmergerecht zu gestalten. Der Begriff Teilnehmerorientierung korrespondiert dann mit Konzepten der Selbstbestimmung und Selbstorganisation.
Teilnehmerorientierung
Das Prinzip der Teilnehmerorientierung bestimmt sich nach dem normativen Bildungsverständnis, das Bildung als freiheitliche Aneignung und als Erweiterung des Selbstbestimmungspotenzials sieht.
Frau Dr. Miller regt an sich auf der Inhalts- und Problemebene einige Fragen zu stellen:
- Welche Bedeutung hat das Bildungsangebot hinsichtlich Alter, Geschlecht, Identität, Rolle, Bedürfnisse, Beruf, Alltag und Öffentlichkeit?
- Welche Erwartungen, Einstellungen, Fragen, Interessen, Bedürfnisse, Probleme, Lebenssituationen liegen vor?
- Welche Erfahrungen, Fähigkeiten, und Wissensvorräte zum Inhalt können vorausgesetzt werden? Mit welchen Vorurteilen, Schwierigkeiten ist zu rechnen?
In Bezug auf die konkrete Seminarebene ist zu fragen:
- Gibt es Möglichkeiten, die Teilnehmerinnen bereits im Vorfeld des Seminars in die Seminarplanung einzubeziehen?
- Welche Erfahrungen in Bezug auf Lehren und Lernen liegen vor?
- Wie können die Teilnehmerinnen den Seminarprozess inhaltlich und methodisch mitgestalten? Wie können sie grundsätzlich Kritik äußern sowie Vorschläge, Meinungen und Erfahrungen einbringen?
- Wie können neue Perspektiven und Problemlösungen für die eigene Alltagspraxis erarbeitet werden?
- Wie kann selbstständiges lernen gefördert werden?
Einen ähnlichen Ansatz verfolgte bereits Jörg Knoll in seinem Standardwerk „Kurs- und Seminarmethoden, ein Trainingsbuch zur Gestaltung von Kursen und Seminaren“. In seinem 1991 erschienenen Buch beschreibt er Methoden und Ziele:
„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Leiterinnen und Leiter, ihre Vorkenntnisse und Erfahrungen, ihr Verhalten, Auftreten und Befinden, ihre Neigungen und Interessen spielen bei der Auswahl und beim Einsatz von Methoden eine wichtige Rolle. Damit in Verbindung und sogleich als eigener, zentraler Einflussfaktor sind die Absichten zu sehen, um die es bei einer Veranstaltung geht: was soll mit der Veranstaltung insgesamt, mit den einzelnen Arbeitsschritten und mit den verschiedenen Methoden bei den Teilnehmenden als Ergebnis ihrer Aktivität, ihres Lernens entstehen? Es geht also um das angestrebte Ziel.“
Antizipation im Vorfeld, Partizipation im Unterricht
Die Spannung besteht also darin, die vorgegebenen Ziele und Lerneinheiten zu vermitteln, aber auch gleichzeitig auf den Wissensbestand und die Interessen der Teilnehmer einzugehen. So ist es ratsam, im Vorfeld, eine Antizipation in der Planungsphase einzuplanen und während des Seminars Raum für Partizipation zu geben. In der Phase der Antizipation kennt man die Teilnehmer noch nicht. Hier verlässt man sich auf seine eigenen Kenntnisse und Vorerfahrungen, beschäftigt sich mit der Literatur und den Inhalten. Am Anfang des Seminars lernt man die Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmer kennen und tritt dann in die Phase der Partizipation. Die Mitbestimmung der Teilnehmer ist meist aber sehr beschränkt möglich. Sie wollen etwas Neues lernen, wissen aber auch nicht, was dieses Neue ist. Zumeist sind sie einen Unterricht gewöhnt, indem sie nur zuhören mussten und nicht partizipieren durften. Möglicherweise wäre eine stark ausgeprägte Teilnehmerorientierung eine Überforderung für die Erwachsenen Teilnehmer. So hat an diesem Punkt der Referent eine Führungs- und Steuerungsfunktion.
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Soweit vom Stefan Hoffmeister. Auf Kommentare eurerseits werde ich ihn Hinweisen und freute mich über weitergehende Anmerkungen im Falle des Falles.
Meinen herzlichen Dank und gleich auch die Frage an euch bildungsinteressiertes Leser-Völkchen: Lust auf einen Gastbeitrag?
Es freut sich darauf
Eure mons7
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