Guten Morgen Timeline, der Kaffee ist auch schon fertig.
Ja. Ich gebe es zu. Ich bin eine der Sorte, die morgens als erstes nach dem Einschenken meines goldbraunen Wach-Elexiers das kleine MacBook Air aus seiner Nachtruhe entlässt und sich auf Twitter versichert, dass ihre Welt noch da und in Ordnung ist. Einen kleinen zweiten und dritten Blick werfe ich (zugegebenermaßen auch) noch in meine beiden Haupt-E-Mail-Inboxen, die nicht wie ehemals in privat und beruflich getrennt, … eigentlich könnte ich diese in eine große zusammenwerfen, aber das ist eine andere Geschichte.
Es ist 8.04 Uhr. Ein (ganz normaler) Abeitstag. Ich habe also schon geschaut.
Twitter als Orientierung und Verortung in Welt
Aber warum wirkt Twitter wie eine Vergewisserung, dass die Welt noch bzw. wie in Ordnung ist? Wie macht die Timeline das (mit mir)?
Meine Vermutung. Weil durch das längere (z.T. monate- und jahrelange) „Scannen“ der kurzen Anmerkungen der Gegenüber so etwas wie - Konstanz/Beständigkeit - einkehrt/passiert. Wie das? Dies deshalb, da man zwar einen einzelnen Tweet (immer einmal) das erste Mal liest, dieser ist jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit von demjenigen, der diesen gepostet hat, nicht der erste. Will meinen über jeden vorherigen Tweet eines Twitter-Nutzers, den ich abboniert habe, festigt sich meine Vorstellung eines (seines - desjenigen der postet) Kontextes. Und damit wird sein Kontext zu einem Teil auch zu meinem.
Passt nun ein weiterer Tweet genau jenes Nutzers in den von mir zuvor mit hergestellten Kontext… bekomme ich das Gefühl die (oder zumindest meine) Welt sei (noch) in Ordnung.
Beispiel gefällig?
Kennt ihr diese 5 Sekunden nach dem Aufwachen, in denen einem klar wird.. „wer bin ich eigentlich und wo bin ich gerade?“… wahrscheinlich vergleichbar mit dem Hochfahren des PCs 😉 … das geht (meistens) noch ziemlich wie von selbst. Im Zweifel einfach ein bisschen (ab-)warten.
Mit der Verortung in der Woche ist man aber dann und wann schon auf eine externe Quelle angewiesen. Und hier setzt Twitter ein. (M)Ein Beispiel just von heute.
Es ist Montag. Oder wie es bei uns heisst: How To Be Normal For Beginners theberry.com/2012/05/22/tak…
— Miss Cranberry (@TuraSatana) Juni 3, 2012
O.k., auch wenn mir das jetzt nicht passen sollte, ich hab’s verstanden. Es ist Montag. Ich akzeptiere. Ich schaue mich weiter um. Oh. Ich werde angesprochen.
Guten morgen Frühschicht
— Matthias J. Lange (@redaktion42) Juni 4, 2012
Flugs gebe ich über Re-Tweet den Gruß zurück und weiter. Setze mich für einen Moment mit meinem Kaffe zu Tina auf den Balkon.
Balkonmorgenkaffee. As every morning.
— Tina Pickhardt (@PickiHH) Juni 4, 2012
Ich erfahre so nebenbei, dass @anachorete gerade (wie als digitale Nomadin eigentlich immer) unterwegs ist… und die entsprechende Infrastruktur bei uns in D eigentlich immer noch nicht für solch einen Lebensstil ausgebaut. Ich bewundere sie ob Ihres Durchhaltevermögens und ihrer Fähigkeiten, sich dennoch zu behelfen…, bin aber (Egoist wie ich bin) froh, dass ich auf Tinas Balkon W-LAN habe.
habt ihr auch das gefühl, dass sich am mobilfunknetz seit jahren nichts verändert bzw. kein einziges miniantennchen irgendwo hinzukommt #???
— anachorete (@anachorete) Juni 4, 2012
So. Und jetzt bin ich bereit für die Welt.
Was gab’s so am Wochenende? Hab‘ ich da was verpasst? / Und was gibt’s sonst so Neues?
… zehn zwölf Hinweisen gehe ich kurz nach, „bookmarke“ mir längere Texte für später, verwerfe andere Quellen ganz, ärgere mich, dass ich beim #l3t Workshop nicht dabei gewesen bin.
Nun ja, erfreue ich mich an dem, was nachlesbar (z.B. hier und hier).
… ah. Und hier hat Benedikt was zum Mainstream geschrieben, Ilona hat dort einen CfP zu „Networked Identities – an Open Book Project“ gepostet (ja! Da reich‘ ich doch glatt was ein!), genau, den Artikel hatte ich mir schon gestern vorgemerkt zu lesen, … das tue ich jetzt auch mal. Also twittert nur schön weiter, ich bilde mich gerade jetzt und gerade mal weiter.
Mein Geist ist mittlerweile angeregt und auf Touren gekommen. Just in diesem Moment fällt mir ein, dass ich ja auch noch arbeiten muss. Beschwingt und versichert, dass alles gut (oder zumindest wie immer) ist, schwinge ich mich auf mein Rad, um motiviert meinem Tagwerk nachzugehen.
Ich seh‘ euch dann dort. 😉
Ach, liebe Mons… Du hast uns mal wieder sehr gut unterhalten mit Deinem Beitrag…;-)) Ich wünsche Dir eine entspannte Woche und viele nette Tweets…;-) Herzlichst Anntheres
Liebe anntheres,
bei einem solchen Kommentar, da fängt doch meine Woche - und selbst wenn’s mit einem Montag ist - einfach gut an! 🙂
LG monsi
Hoffentlich ist der heutige Katzenmontag nicht sauer, weil er hier nicht vorkommt - Aus Gründen
http://bibliothekarisch.de/blog/2012/06/04/nicht-erschrecken/
:)) „gebookmarkt“ war er ja schon, der Katzenmontag, zur weiteren Verarbeitung!
Glücklich, wer vor dem ersten gelesenen Tweet noch einen Kaffee schafft… 🙂 Tweetlesen dient bei mir, um den Moment zu füllen, den es dauert, bis auch mein Kreislauf ein „Guten Morgen“ erlaubt. 🙂
Ein Tag, der mit dem Twittern der Tweets beginnt - klingt sonnig! Auch mit der Parallele von Aufstehen und hochfahrenden PC kann ich mich identifizieren - nur dass mein PC mindestens 2 Minuten braucht und ich *hüstl* noch etwas länger…
🙂
Jan-Karl
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Schöne Beschreibung - damit kann ich mich wenigstens teilweise identifizieren, nur dass mir am Morgen keine Zeit für Twitter bleibt. Die Twitter-Lektüre zum Auf-dem-Laufenden-Bleiben geht bei mir erst am Nachmittag oder Abend (oder: und). 🙂
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