Nach und nach habe ich die #rp13 nachgearbeitet. Gestern Nacht mir den Dueck zu Gemüte geführt. Selbst ein Bild machen?
Für mich und euch darunter zusammengefasst, was ich davon (unter dem metakulturellen Diskurs) verstanden habe. Oder besser gesagt ganz konkret für mich abgeleitet habe.
Schritt 1: Akzeptiere Diversität nicht nur, sondern heisse sie willkommen
Ich bin also, da auf der re:publica gewesen 😉 … das grüne Bändchen im bunten verfilzten Ball. Und auch ich habe mich mal wieder mit euch andern Gründbändlern - wie hier bereits beschrieben - pudelwohl gefühlt. Besonders vermisst man die Gleichgesinntheit die Tage direkt nach dem Event. So zumindest deute ich Tweets wie diesen.
Schritt 2: Artikuliere Deinen Standpunkt als (kulturellen) Ausgangspunkt, aber in allseits verständlich
Wenn jetzt jede Farbe ihre Daseinsberechtigung hat, dann auch meine. Aber was macht die aus? Der Versuch eines auf den Punkt bringens.
Wenn sich andere über den Unbill der Welt ärgern oder aufregen, lache ich zumeist darüber. Manchmal auch über mich selbst. Das geht aber nur mit einem gewissen Twitter-Humor.
Das Leben setzt sich zusammen aus einer Reihe von Anekdoten. Diese stehen wie Bilder für meine spezifische Haltung, Einstellung, Wertungen. Am leichtesten lockt man einen solchen Einblick aus mir heraus, indem man mich auf die Lernspielwiese schickt.
Arbeit ist zum gut Leben da. Und auch während der Arbeit lebe ich. Höchstleistungen erbringe ich, indem ich den richtigen Moment erkenne… und diesen packe/zupacke.
Schritt 3: In der eigenen Wohlfühl-Community zu verbleiben bringt’s nicht. Ab in die Mitte zu „den Andern“
Und was mache ich dann da? Nun ja. Zumindest nicht Talkshow-Ehe-mäßig schlagabtauschen. So Duecks Aufforderung. Sondern vielmehr
Dem Gegenüber Empathie entgegenbringen. (Schwer. Oft.)
Wenn’s ans Schlagabtauschen geht, meta-ebene einnehmen. (Noch schwerer.)
Auf Hintergrundfolie von dem, was wir „eigentlich“ Wollen (Vision) schon mal im Kleinen angefangen etwas Gemeinsames (Neues) entwickeln. (Unmöglich?)
Indem man anders ist als die vielen Anderen, die sich auf YouTube so videoproduzierend herumtreiben. Aber in sich dann auch wieder konsistent. Ich habe mir die Produktionsreihe der drei mal ein wenig näher angeschaut. Und ich muss sagen, obwohl ich jetzt keine Person wäre, die hier spontan den Abo-Knopf gedrück hätte, so muss ich anerkennend bekennen, dass alle drei schon etwas haben, aufgrund dessen man das tun könnte. (Und haben ja auch so Einige, so man mal einen Blick auf die Abo-Zahlen wirft: Stand: 13. Mai, Mittagspause, Amy: knapp 28T; Simon: knapp 95T; LeFloid um die 631T).
Was mir an Amy aufgefallen ist
Amy z.B. würde ich nicht unbedingt ins Abo nehmen, da ich mich für (Klein-)Kinder nicht so interessiere. Ich bin eher diejenige mit Hund daheim. 😉 Ja, ich weiss, ich bin Erziehungswissenschaftlerin. Aber selbst schon während meiner Studienzeiten hatte ich mich auf Erwachsenenbildung/Berufspädagogik spezialisiert). Aufgefallen bei Amy ist mir allerdings, dass es sich beim YouTuben (auch) um eine Art „Kunstform“ handelt.
Was mir an Simon aufgefallen ist
Bei Simon kommt m.E. ziemlich stark heraus, wie mitreißend Authentizität und Spass an der Sache sein kann. Er ist m.E. (auch) so erfolgreich, weil mit und von ganzem Herzen Gamer.
Was mir an LeFloid aufgefallen ist
Bei LeFloid ist mir das Zelebrieren des Andersseins besonders ins Auge gestochen.
Und um also (irgendwie) anders zu sein, dazu muss man sich erst einmal ausprobieren. Bis man eben wahrnehmbar anders ist.
YouTube als Ausprobier-Spielplatz. Oder Ausprobier-Hölle.
Um eine eigene Andersartigkeit zu entwickeln, braucht es einen Spielraum. Und der ist auf YouTube anscheinend groß. Warum wir, die wir YouTube nicht in der Art und Weise nutzen, diesen Spielraum eben nicht nutzen kann ich mir spontan nur so erklären, dass dieses Spielen und sich Ausprobieren eben öffentlich passiert. Ja passieren muss, da ich ja sonst keine Rückmeldung erhalten kann. Hat man sich allerdings schon eine kleine Reputation über andere Mittel aufgebaut, so scheut man sich natürlich dies zu tun, da sich das auf bereits bestehendes eben negativ auswirken könnte.
YouTube als Weiterentwicklung vom Schreiben her kommend.
Was mir durchaus Mut gemacht hat, mich trotz allem auch mal auszuprobieren, ist die Aussage von Amy, dass sie für sich das Vloggen als eine Art Weiterentwicklung vom Bloggen her betrachtet, sich ihre Aktivitäten auf YouTube gleichsam aus dem Bloggen heraus entwickelt haben, da das Bloggen am Anfang war. Nun ja, bloggen tue ich ja offensichtlich schon, wird wohl Zeit für eine kleine Weiterentwicklung? 😉
Geld kommt hernach.
Bei allen Dreien kam heraus, dass das mit dem YouTuben Geld verdienen keinesfalls am Anfang stand. Dies schon einmal deshalb nicht, da sie am Anfang gar kein Geld damit machten/machen konnten. Mittlerweile sieht das wohl ein bisschen anders aus, einer der beiden Jungs (ich muss nochmals nachschauen, welcher es war) finanziert immerhin sein Studium damit). Als das Geld dann aber (in welcher Menge auch immer) anfing zu fließen, hatten wiederum alle drei auch keinerlei Probleme damit, dies anzunehmen. Insbesondere deshalb, da ja auch ein Gutteil an Arbeit für so einen Produktion anfiele. So hat Amy beschrieben, dass eine Episode mit Aufnahmen, Zusammenschneiden, Schönmachen so etwa 5 Stunden ihrer Zeit in Anspruch nähme. Und auch wenn man das noch so gern macht, „kostet“ es eben trotzdem Zeit und Energie.
Werbung? Kommerz?
Folgerichtig haben - wiederum alle drei - auch keinerlei Probleme damit, Werbung zu schalten, so es geht die Kommerz-Schiene zu fahren. Das war mir insofern sehr sympathisch, als beim Gespräch darüber die Art der Leichtigkeit des Nehmens und Gebens rüberkam, … ganz anders als dem oft begegneten Moralinsaueren bei manchen Bloggern (u.a. auch bei mir,… nein, Werbung schalt ich nicht, die die da ist, ist nicht von mir. 😉 ).
Und jetzt?
Machen. Wie’s ja der Lobo schon empfohlen. Wir seh’n uns also auf YouTube?
Eure mons7 (Monika E. König) - in VExperimentierlaune.
Tolle Sache. Die Übersicht mit den verlinkten YouTube-Aufzeichnungen. Klasse. Nächstes Jahr werde ich nur noch networken, und inhaltlich einfach alles nachschauen. 😉
Wie z.B. den Vortrag von Daniel Bröckerhoff. Der als @doktordab twittert. Auch mal schaun?
Da zählt er ganz zu Anfang 10 Grundsätze von Open Journalism auf (die er von @alanrusbridger hat). Die ich hier mal in Kürze und eigenen Worten wiedergeben mag. Und sogleich kommentieren, dass wir das doch in der Art eh‘ schon alle machen. So als Blogger. Heisst das, wir sind alle Open Journalists, nur dass uns keiner dafür bezahlt? Der einzige Unterschied also der des Vergütetwerdens?
10 Grundsätze
#1 - Kommentare/Feedback sind gewollt.
Ich bin mir gar nicht so schlüssig, was ich lieber mag. Viele Zugriffe auf meinen Blog (und auch hier wieder… ist es besser, man hat weniger Menschen, die draufgehen… aber gleich mehrere Posts durchlesen?) oder aber viele Kommentare. Ich schreibe hier „oder aber“, da beides nach meiner Erfahrung selten zusammenkommt. Unter dem an einem Tage meist gelesen Post von mir (der hier - zu Twitter) finden sich kaum Kommentare, nämlich gerade mal elf. In Kurz: Kommentare sind i.d.R. durchaus gewünscht von Bloggern, insbesondere von mir. Gerade auch solche, die nicht konform gehen mit dem zuvor von mir verbratenen. Ein bisschen empfindlich bin ich höchstens in punkto Tonalität.
#2 - Gegenseitiges (statt enseitiges) Publizieren
Das Publizieren ist als Blogger ohnehin meist Gegenseitiges, denn woher sollte man seine Inspiration erhalten, denn aus dem Netz? Wir haben keine Auftraggeber, keine Themengeber, also nimmt man, was einem a) unterkommt, b) relevant erscheint, c) verlinkbar ist.
#3 - Wir veröffentlichen Zwischenergebnisse
Oder alles ist beta. Alles sind Zwischenergebnisse. Wenn ich Endergebnisse in meinem Fachgebiet veröffentlichen wollte, so würde ich das in Form von wissenschaftlichen Artikeln tun. Zwischenergebnisse auch deshalb, weil die meisten von uns Aspekte thematisieren, die uns beschäftigen, über die wir noch nicht zu Ende gedacht haben. Oder über Themen, bei denen kein Ende abzusehen (wie z.B. den MOOCs).
#4 - Wir sind Teil eines Community-Building-Prozesses
Natürlich sind wir Teil einer Community. Ich der Edu-Community. Wäre ich das nicht, hätte ich ja keinerlei Leser. Außer vielleicht derjenigen, die es via Google auf mein Bloglein spühlt. Nach den Suchworten jedoch zu urteilen über die die hier gelandet sind (die die mir WordPress anzeigt) bezweifle ich allerdings stark, ob die wirklich finden was sie suchen. 😉
#5 - Wir sind (über Verlinkungen) ins Internet eingebunden
Und das mehrererlei. Einmal z.B. über die Blogroll, auf die ich an dieser Stelle mal hinweisen will (solange ich sie noch habe. 😉 ). Über die Inspirationen, aufgrund derer wir schreiben, wie ich z.B. hier über ein YouTube-Video. Über die Quellenangaben und sonstigen Verlinkungen, die wir in unsere Texte einbauen. Wie z.B. oben auf die Twitter-Accounts des Vortragenden und demjenigen, auf der sich ersterer mit seinen 10 Grundsätzen bezieht. (Was allerdings ja auch wieder eine Art Quellenangabe darstellt.)
#6 - Wir sammeln, fassen zusammen, kommentieren Werke anderer
Wie hier mit diesem Artikel ja getan. Im Grunde gebe ich bestimmte Aspekte des Gesagten wieder, jedoch nich in wörtlicher Rede sondern in meine ureigenen Worten (und verändere damit z.T. die Information) und erweitere/kommentiere bestimmte Aspekte gleichzeitig, wie z.B. die Grundsätze von Open Journalism auf unsere Art des Publizierens als Blogger zu beziehen.
#7 - Wir wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die Ahnung von was haben
Denn wenn wir das nicht wüssten, wären wir größenwahnsinnig,… oder aber in Vorstandsetagen bzw. gleichwertigen Positionen tätig. Anstatt abends und wochenends zu bloggen. 😉
#8 - Wir stellen Unterschiede dar, aber auch Gemeinsamkeiten her
Bestes Beispiel die Diskussionen (hier und anderorts in Blogs) zu xMOOCs und cMOOCs, was die Unterschiede zwischen denen sind, aber auch Einigungsprozesse darüber, welche wir nun gut finden, was wir - als Community - supporten wollen, ob wir Begriffs-Capturing bein amerikanischen Elite-Universitäten aus Marketing-Zwecken unterstellen… und und und.
#9 - Zu Publizieren ist der Anfang, nicht das Ende eines Prozesses
Denn erst wenn ich überhaupt etwas veröffentliche, mache ich ja eine Diskussion, einen Austausch über die Thematik möglich.
#10 - Korrigierte Fehler und Weiterentwicklungen sind nachvollziehbar
Verpönt ist es in der Tat, einmal Publiziertes in einem Artikel im Nachhinein abzuändern. Dies insbesondere deshalb, da zu einem späteren Zeitpunkt dann die Kommentare zum Text oben nicht mehr passen. Wann ich es tue? Wenn es um Tippfehler geht. Die bessere ich gnadenlos und ohne Kennzeichnung aus. Inhaltliche Ergänzungen oder Richtigstellungen mache ich (was aber ganz ganz selten ist, da ich Ergänzungen z.B. ja auch über eigenen Kommentar hinzufügen kann) kenntlich, neuerdins sogar mit Datum.
Wenn also schon die Grundsätze die gleichen sind, nach denen wir als Blogger vorgehen wie diejenigen von Open Journalists, dann sind doch wahrscheinlich auch die Vorteile und die Risiken die gleichen, oder? Schaun wir mal.
Chancen, z.B.
#1 - Echte Menschen als Gesprächspartner
Erstaunlich fand ich während des Vortrages, dass sich Journalisten in Ihrem Alltag oft Ordnern/Unterlagen/Geschriebenem gegenüber konfrontiert sähen, an echte Menschen heranzukommen eine echte Herausforderung sei. Man gehe dann über Freunde, Freunde von Freunden. Hier kann eine gute Community reichhaltig Hilfe bieten, Stimmen/Perspektiven von echten Menschen zu bekommen. In dem Moment wurde mir erneut klar, wie wertvoll ihr eigentlich für mich seid. Ihr seid echt. Nicht nur Text. Zwischen Ordnerdeckeln.
#2 - Quellen können offengelegt werden
Einfach durch Verlinken. Mit Büchern geht’s schon schwieriger. Aber die kann man ja - wie im wissenschaftlichen Bereich üblich - auch einfach zitieren. Macht nur ein bisschen mehr Arbeit. Und ist für den Rezipienten - also Dich - schwerlicher zu überprüfen/einzusehen. Wenn man nicht gerade eine gut ausgestattete Bibliothek in der Nachbarschaft hat. Von daher ziehe ich mittlerweile das Verlinken vor.
#3 - Qualitätssicherung
Insbesondere Tippfehler, sonstige Schreib- und Formulierungsfehler werden mir immer mal wieder - meist via eMail, weil ihr so höflich seid - mitgeteilt. Die bessere ich dann immer gleich aus. Mal ein ganz ganz herzliches Dankeschön an euch, die ihr es schon gelegentlich getan habt. Das weiß ich sehr zu schätzen. Denn auch eine korrekte Rechtschreibung, nicht nur die Formulierungen, lässt einen einen Text lieber lesen.
#4 - Persönlichkeit und Lernen kommt mehr in den Vordergrund
Texte werden, ja, vielleicht auch subjektiver. Aber dadurch, dass man weiß, wer den Text geschrieben hat, wie der dazu kam, diese Position einzunehmen die er gerade einnimmt, gibt ja weitere Hintergrundinformation, die einem das Textverständnis erleichtert. Oder geht’s nur mir so?
Nachteile, z.B.
#1 - Zeitaufwand
Das Bewegen im Internet kostet Zeit. Ihr kostet Zeit, euch zu lesen und zu verfolgen. Diesen Artikel zu schreiben, mir Gedanken zum Thema zu machen, … kostet mich mittlerweile etwa 2 Stunden Zeit. In denen ich besser ein Buch zum Thema Open Journalism gelesen hätte?
#2 - Verzettelung
Manchmal ist es in der Tat nicht ganz einfach. Sich zu fokussieren auf wenige Themen, die ich wirklich weiterverfolgen möchte. Lernen und Kommunikation sind breite Felder, allein schon beim Thema MOOC ist die Literatur, die tagtäglich via Weblinks alleine über Twitter hereinkommt (auch sehr viel englischsprachiges), (für mich) nicht zu rezipieren.
Und dann auch noch weitere Felder, in die ich mich gerne vertieft hineinlese und -höre. Schreiben in Digitalien. Kommunikation via Soziale Medien. Was ja auch schon wieder richtig breite Felder sind, in denen Beschränkung Not tut.
#3 - Kommt evtl. beim Arbeitgeber nicht gut an
Zumindest wenn man es während der Arbeit täte. 😉
Fazit
Im Grunde fühlt sich der Vortrag nach nicht neu an, da er das für Journalisten fordert, was wir hier im Netz ja ohnehin schon leben. Aber was mich wundert ist, dass Journalismus dann i.d.R. so anders zu funktionieren scheint. Ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe.
Eure mons7 (Monika E. König) die gerne für und mit euch schreibt. Und sich fragt, ob sie sich jetzt Open Journalist nennen soll? 😉
Die Präsentation dazu habe ich oben für euch ja schon - zum Nachklicken - eingebunden, es gibt sogar den ausformulierten Text zum Nachlesen, und zwar hier. Das Einzige, mit dem ich nicht dienen kann ist eine Aufzeichnung, unser Vortrag fand nämlich auf Stage 6 statt, lediglich die Vorträge auf Stages 1-5 wurden aufgezeichnet, nicht diejenigen von 6-9. 🙁
Meine persönlichen Essentials
Wie ein MOOC in Bezug auf Offenheit gestrickt ist, kann man sich auf einem Kontinuum angeordnet vorstellen. Auf der Offenheitsseite (andere Richtung Geschlossenheit) kann man größtmögliche Offenheit in z.B. folgenden Aspekten erwarten.
Was bedeutet (max.) Offenheit in/für MOOCs?
Ökonomische Offenheit, Offenheit der Lernmaterialien, Offenheit von Plattform und Publikationsformaten, offene Grenzen zwischen Lernen und anderen Bereichen sozialer Praxis. Jörg hat noch hinzugefügt, dass es ja noch weitere Aspekte gebe, die offen(er) gestaltet werden könnten, wie z.B. die thematische Vorstrukturierung… oder wenn man den Gedanken noch weiter treibt überhaupt die thematische Schneidung.
MOOCs sind…
… mediale Aktivität, Form des Publizierens ins Netz hinein, Konversationsform und „Genre“. Erleichternd für mich bei dieser Aufzählung. MOOCs werden davon entlastet, gezielt zum Lernen da zu sein. Sie sind in Wahrheit um Einiges mehr.
Überdenkenswerte These
Die (für mich selbst) überdenkenswerteste These, die wir (gemeinsam) aufgestellt haben ist jetzt so im Nachhinein jedoch
Das Ergebnis war im Endeffekt ein solches, das man auch mit/über einen MOOC erhalten hätte können. Jeder kann sich danach „besser“ positionieren, hat eine Vielzahl an Argumenten generiert seine Position zu beschreiben und zu begründen.
Obwohl die re:publica schon in vollem Gange, laufe ich erst später in Berlin ein. Traditionell mit dem Zug. Und da ich durch #rpStory13 angefixt (mein erster Beitrag findet sich hier), fiel mir doch glatt auf, dass ich „rituelles Zugfahren“ begtreibe, nicht nur zur re:publica.
Reisen ist/als Luxus.
Ich empfand das Reisen an sich von je her als Luxus. Ich tat es nur gelegentlich, wunschweise jährlich. Menschen die beruflich reisten waren in meiner Vorstellung damals per se reich und lebten den Luxus somit nicht nur zuhause aus, sondern eben auch noch im alltäglichen Leben. Von Kindheit an hatte das Reisen also, in welcher der beiden Arten auch immer, mehr als einen Hauch von Dekadenz anhaften.
Da ich es immer noch nicht übermäßig oft tue, gestalte ich mir das Reisen als eine Art Luxus-Event, nörgelnde Mitreisende sind mir regelmäßig ein Rätsel. Mir das Reisen zum absoluten Luxus zu machen, kostet mich - neben der Fahrkarte - so um die weitere 20 bis 30 EUR. (Die sich gefühlt für mich aber lohnen.)
Luxus 1: Ein Buch.
Ich kann nicht anders. Bin ich am Bahnhof muss ich in den Buchladen im Bahnhof. Oder besser gesagt in beide. Wahrscheinlich gibt es im Untergeschoss noch einen dritten, aber glaubt mir, das will ich gar nicht wisssen. 😉
Zeit für Bücher?
Dass ich die Zeit habe, mich in Bücherläden am Bahnhof herumzudrücken rührt daher, dass ich nicht vorher schaue, wann denn mein Zug geht. Ich gehe zum Bahnhof, ziehe mir eine Karte… und wenn dann gerade ein Zug zum gewünschten Zielort geht, habe ich eben… Pech. 😉 … denn wenn ich noch eine dreiviertel Stunde auf diesen zu warten habe, … dann kann ich ja doch mal berechtigterweise in den Buchladen einlaufen, oder?
Welche Bücher denn?
Da ich wenn auf Reisen zumeist zu Vorträgen, Schulungen oder Workshops anreise, bin ich vorher nicht ganz so aufnahmefähig für Tiefschürfendes. Also weder wissenschaftliche Literatur noch was von Welt. In Frage kämen in der Tat Liebes-Schund-Romane, aber warum auch immer, ich greife zu solchen Gelegenheiten, um mich mit leichter Lektüre abzulenken und zu erfreuen… auf Selbsthilfe-Bücher zurück. Die sind so schön leicht zu lesen (einfache Sätze), haben null Konsequenzen. Es handelt sich ja nur um nett aufgemachte Theorie. Ist die Reise herum, wird die Selbsthilfe-Lektüre als gelesen entsorgt. Was mich leider schon dazu veranlasst hat, das gleiche Büchlein zweimal zu kaufen. Ich konnte mich schlicht und einfach nicht daran erinnern, dass ich es schonmal zu reisender Gelegenheit durch hatte.
Luxus 2: Ein Gosh-Brötchen.
Habe ich mein Büchlein in der Tasche, so schlendere ich glücklich damit gen Bahnsteigen. Und auf dem Weg liegt der göttliche Gosh. Das ist ein Fischladen. Und die fischbelegten Brötchen sind so sündhaft teuer, dass einem eigentlich der Geschack daran vergehen müsste. Aber eigentlich schmecken sie verdammt gut. Ich lasse mir also eines der Teile in eine Tüte packen, packe diese zum frisch erstandene Lebenshilfe-Buch. Und muss mich schon beeilen, um den Zug nicht zu verpassen.
Luxus 3: Ein Mitropa-Kaffee.
Bildquelle. Mit dem Fisch und dem Buch bin ich dann zumindest mal die erste Hälfte der Reise beschäftigt. Dazwischen kommt noch die Fahrkartenkontrolle. Dann muss man zusehen, dass man sein Handy oder McBookAir auflädt, denn Zug ist die Gelegenheit. Und die Mitreisenden zu beobachten kostet auch noch eine ganze Zeit. Solange bis es langsam langweilig wird. Dann steht der dritte und letzte Luxus der Reise an. Ein Besuch im Bistro oder Restaurant, um einen Kaffee - ungefährt so sündhaft teuer wie das Fischbrötchen, das schon lange verzehrt - einzunehmen. Ist man mit dem Kaffee und dem Gespräch mit zufällig getroffenen Mitreisenden durch, so wird es Zeit, alle Siebensachen zu Packen, denn dann ist man so gut wie in Berlin.
Auf der #rp13, von der ich - wenn das so weitergeht: in drei Bildern - berichten werde.
Betreibt ihr auch rituelles Reisen? Und wenn ja, wie, fragt sich