LernLust - ein Beitrag zur #blogparade
Ja! Lernen macht mir Lust. Die Lust des Momentes, in dem ich eine Erkenntnis habe. Die (für mich) neu ist. Die Lust, nach einer Phase harter konzentrierter (Lese-)Arbeit, wenn sich in meinem Kopf ein Gesamtbild über die Thematik anfängt zusammenzusetzen. Und nochmals, wenn es in diesem neuen Gebälk ein wenig knirscht… und sich das Gesamtbild vergrößert, verändert,… und mir dieses dann neue Handlungs- und Sichtweisen in meiner kleinen Welt eröffnet.
Lernlust, die hatte und habe ich! Aber in der Schule?
LernLust in der Schule?
Ich muss einige Minuten nachdenken, bevor mir Momente der Lernlust einfallen. Warum? Waren das so wenige … oder habe ich die guten Seiten zusammen mit den schlechten (hier hatte ich schon mal über meine Schulerfahrungen geschrieben) gleich mitverdrängt? Ich bin ratlos. Beschäftige mich mit etwas anderem. So zwei drei werden es doch wohl gewesen sein? Sie werden zurückkommen. Wenn ich ihnen die Zeit gebe. Und tatsächlich. Da war so einer. Ein Moment der Lernlust.
Mathe aus Pädagogensicht
Mathe (wie auch Englisch, obwohl ich das in London ruck zuck fließend sprechen konnte), war nicht so mein Ding. (Einschub: Dafür war Deutsch meine Leidenschaft, hier hatte ich es aber viel schwerer, sehr gute Noten zu schaffen als in den Fächern, die mir fern lagen. Seltsamerweise.) Aber ich hatte Strategien (insbesondere eine) dafür entwickelt, wie ich trotzdem sehr gut durchkam. Ich suchte nach Mustern. Es gab immer Aufgaben der gleichen Art. Die bündelte ich,… und lernte eine mit kompletter Lösung auswendig. Wenn eine Aufgabe solcherart in der Ex oder Schulaufgabe drankam…. schrieb ich mir die auswendig gelernte entsprechende Aufgabe aus meinem Gedächtnis auf… und rechnete die geforderte einfach analog danach nach.
Ich weiss, das klingt ziemlich hirnlos. War aber sehr effektiv. Verschaffte mir meist sehr gute Noten. Viel mehr, als etwas „nachbeten“ können, war (auch) damals nicht wirklich gefragt.
Und dann kam dieser Moment. Wir hatten, wie im letzten Jahr (Mustererkennung schon wieder) abrupt das Thema gewechselt. Vorher hatten wir noch irgendwas mit Winkeln berechnet, plötzlich kam er mit Gleichungen daher. Ich nahm allen meinen Mut zusammen, sagte ich doch wenig in der Schule. Ich hatte mit Auswendiglernen bessere Erfahrungen gemacht. Ich fragte, was das für ein Bruch sei, in der Thematik.
Es folgte das Aufschlussreichste, was ich seit langem in der Schule gehört hatte. Die Mathematik bestehe aus verschiedenen Teilgebieten. Z.B. der Geometrie und der Algebra. Unser Lehrplan sei eben wie eine Wendeltreppe gestrickt. Wir durchlaufen verschiedene Bereich (die gleichen wie letztes und nächstes Jahr), nur auf jeweils höherem Niveau.
Von dieser Auskunft überwältigt bekam ich Mut. Den Mut, eine weitere Frage, eigentlich eine Nachfrage, zu stellen. Die da lautete… „Und gibt es Querverbindungen zwischen den Bereichen? Haben die etwas miteinander zu tun?“. Die Antwort war so erfrischend wie erstaunlich. Ja, die gebe es. Die Antwort auf die einfach anmutende Frage sei aber so komplex, dass er noch ein wenig weiterstudieren wolle, bevor er sie in hier gebotener Kürze und so spontan beantworten könne.
Meine Gedanken überschlugen sich.
„Es gibt also weitaus größere Fragen, als jene, die mit Auswendiglernen getan.“
„Ich kann mir diese selbst - über ein Studium - beantworten.“
„Wenn ich weiss, was sich diese Pädagogen hinter dem Unterricht denken, … dann kann ich noch viel effizienter lernen.“
„Noch besser wäre es, wenn ich den Stoff selbst strukturierte.“
„Und die Königsdisziplin wäre wohl, wenn ich wüsste, wo und wie man Gelerntes praktisch anwenden kann.“
In diesem Moment - so wird mir heute und jetzt klar - war der Wunsch nach einem Pädagogik-Studium geboren.
Denn damit konnte ich die Schule besiegen. 😉